Sprachlosigkeit und Pisa

Eine Untersuchung des Jahres 2008 hat gezeigt, dass fast 20 % unserer Kinder Sprachdefizite haben, davon 58% Kinder mit deutscher Muttersprache! Inzwischen wird’s nicht besser geworden sein. Wen wundert da Pisa?
In den Morgennachrichten des 5.1.2011 in Radio Stmk. höre ich, dass jetzt im Kindergarten endgültig verstärkt Sprachförderung betrieben werden soll. Gut so.

Von der wichtigsten und naheliegendsten Form, der Sprachförderung  im Elternhaus, war allerdings keine Rede. Es scheint überhaupt ein Zeichen der Zeit zu sein, dass keinerlei Erziehungsleistung von der Familie erwartet oder gar eingefordert wird. Warum wird das Problem nicht bei der Wurzel gepackt, sondern erst ein, zwei Ebenen darüber - und nie so effektiv - angegangen?  Denn gerade die Eltern wären die ersten, wichtigsten und besten Partner für die Sprachentwicklung ihres Kindes.
Freilich, wenn Mama und Papa kaum miteinander reden und dafür im Fernsehen eine Sendung nach der anderen konsumieren, während ihr Kleinkind daneben spielt (nebenbei schon mit einer Flut an Werbesendungen bombardiert!), wird keine Kommunikation stattfinden. Eltern müssen sich ihrem Kind schon aktiv zuwenden, wenn sie es sprachlich fördern wollen, und sie brauchen dazu keine Experten zu sein. Schließlich waren ihre Mütter und älteren Geschwister und Spielgefährten, von denen sie’s gelernt haben, auch keine Experten.


Mit seinem Kind spielen, dabei einfache kleine Körper- und Fingerspiele nicht vergessen, die dem Kleinkind besondere Freude und Spaß machen; das größer werdende Kind zunehmend in einfache Dinge des Alltags einbeziehen und mit ihm darüber sprechen; ihm zum Beispiel erklären, dass es sich jetzt die Hände waschen soll, weil die Mami nun das Essen anrichtet, und auf den Händen unsichtbarer Schmutz ist, von dem es krank werden kann, solche Dinge eben; sich über seine vielen Warum - Fragen freuen und diese, so gut es geht, kindgemäß beantworten; manchmal mit ihm ein einfaches Sprücherl lernen, und ganz wichtig: mit ihm singen; das Kind fragen, was es im Kindergarten, später in der Schule oder bei Freunden erlebt hat; beim Spazierengehen oder mit dem Kind unterwegs das Handy und die tragbare Musikbeschallung ausschalten, und das Kind auf Manches aufmerksam machen, ihm die Augen für die Schönheit der Natur öffnen, die Namen der Blumen erklären, usw.


Wie sehr würde es von all dem profitieren!
Ein Kleinkind vor den Fernseher zu setzen, sollte sowieso tabu sein, genauso der Fernseher als Babysitter für das größer werdende Kind.
Mit diesem also die Sendungen auswählen, mit ihm über den Inhalt sprechen, feststellen, ob es alles verstanden hat, usw.
Das wäre die einfachste, beste und effektivste Form der Sprachförderung. Mehr tät’s nicht brauchen. Weniger aber auch nicht. Denn reden lernt man nur durch Reden!

Brigitte Pfandl
Katsch, am 5.1.2011